Grundlagen - Rhythmus
Einleitung
Der Rhythmus (auch Phonotaktik genannt) der gesprochenen Sprache ist das Grundgerüst der natürlichen Sprachwahrnehmung. Sie führt den Menschen durch seinen primären Spracherwerbsprozess. Sie ist Grundlage phonologischer Schriftkonzepte und Bedingung für viele Rechtschreibregeln.
Ziele
Die Kinder werden angeleitet, dynamisch-musikalische Elemente (Prosodie) in ihrer Sprache wahrzunehmen, indem diese Markierungen in den Vordergrund der Aufmerksamkeit gestellt und auch benannt werden.
Sie trainieren die auditive Wahrnehmung betonter und unbetonte Teile von Aussagen (Kontur/Intonationsphrasen) und ganz speziell die Betonungsmuster einzelner Wörter (Wortakzent).
Die Kinder entdecken, dass die Silbe und in der Silbe der Vokal Träger der prosodischen Information sind.
Die Kinder erleben bewusst, dass Sprechen ein physiologisches Ereignis ist. In diesem Kapitel steht dabei die Atmung im Vordergrund.
Material
Tafel/Whiteboard, Tafelmagnete in zwei verschiedenen Größen (oder zumindest Farben), Kreide/Stifte
Legematerial in zwei verschiedenen, gut unterscheidbaren Größen (Knöpfe, Spielsteine, Steinchen aus dem Schulhof) gesammelt in einer Schachtel - mindestens 1x groß und 5x klein pro Kind
Schulhefte, Stifte
Bildkarten (aus Memory- / Domino- Spielen…)
Arbeitsblätter
Durchführung
Die Kinder sollen den Rhythmus der Sprache entdecken und seine Merkmale, nämlich die Betonung einzelner Wörter oder auch die Betonungsmuster im Satz wahrnehmen und darüber sprechen können. Deshalb steht die Begriffsdefinition am Beginn dieser Einheit. Indem die Kinder die Betonungsmuster genauer entdecken, verstehen sie auch, dass die Atmenluft und das Amen an sich für das Sprechen eine ungeheuer wichtige Bedeutung hat. Die Dosierung des Luftstroms ist auch entscheidend für die Wortbetonung. Bei den betonten Teilen des Wortes können die Kinder die Energie der Atemluft an der Muskelbewegung im Bauchraum wahrnehmen und damit Sprache als ein körperliches Ereignis verstehen.
Begriffsdefinition
Der Rhythmus entsteht aus betonten und unbetonten Teilen der Sprache. Betontheit und Unbetontheit sind an den Vokal in der Silbe gebunden. Besonders für betonte Teile der Sprache ist der Luftstrom der Atmung bedeutend.
Der Lehrer spricht einen Satz vor und setzt die Kontur so, dass der Satz explizit eine ganz bestimmte Aussage hat.
z.B.: Wir gehen heute schwimmen.
Anschließend wird der Satz mit anderer Aussage gesprochen.
z.B. Wir gehen heute schwimmen. (Wir gehen heute schwimmen.)

Die Kinder sollen die Aussage jeweils erklären und herausfinden, woran man erkennt, was gemeint ist.
Lehrer
“Was macht die Stimme? Sie wird lauter/leiser, höher/tiefer, hat mehr/weniger Energie, man macht eine Pause nach dem Teil, der wichtig ist.”
Die Begriffe
betont (lauter, höher, mehr Energie) und
unbetont (leiser, tiefer, weniger Energie)
werden erarbeitet.
Atmung
Das Sprechen und Lesen beginnt mit der richtigen Atmung! Für die Artikulation einzelner Laute, für die Betonung der Silben im Wort und für die Umsetzung der Satzmelodie wird eine kontrollierte Atmung vorausgesetzt. Bewusstes Atmen dient der Entwicklung einer guten Sprache.
Lehrer stellt die Frage:
“Was ist denn notwendig, damit wir überhaupt sprechen können und noch dazu manchmal mit ganz viel Energie?”
Mögliche Antworten der Kinder sind die Aufzählung
der Artikulationsorgane
oder auch Teile der Sprache wie
Wörter,
Buchstaben,
Laute,
Sätze,… usw.
Es soll aber die Grundlage des Sprechens, nämlich den Luftstrommechanismus in den Vordergrund gestellt werden: die Atmung.
Der Lehrer erklärt den Kindern, dass unzählige Muskeln zusammenspielen müssen, damit unser Brustkorb sich dehnen und wir Luft holen können und mit welcher Geschwindigkeit die Luft dann wieder hinausgepresst wird, damit wir schreien, husten, sprechen können.
Übung
Tief Luft holen und den Text eines bekannten Liedes/Gedichtes so oft sprechen, bis die kein Ton mehr herauskommt.
Reflexion
Was ist passiert? Wie hat sich das angefühlt? Was habe ich dabei entdeckt/gelernt?
Die Wortbetonung
Die Betonung der Namen der Kinder zeigen, wie vielfältig die Muster sein können. Die Kinder erarbeiten in diesem Abschnitt wichtige Einsichten in die Strukturen der gesprochenen Sprache. Sie können betont und unbetont unterscheiden und mit Symbolen darstellen.
Der Lehrer hat das Legematerial (z.B. kleine und große Steinchen/Muscheln/Knöpfe…) in einem Kästchen vorbereitet und fragt ein Kind:
“Wenn du deinen Namen mit Steinchen „schreiben“/legen sollst – große Steinchen für betonte Teile, kleine für unbetonte – wie viele Steine würdest du brauchen? Wie viele große und wie viele kleine?”
o O o o
Elisabeth
Bei all den Übungen, sollen die Kinder ihre Gedanken laut formulieren, damit wir ihre Lösungswege verfolgen können.
“Wie würdest du nun deinen Namen 'schreiben'?”
z.B. E LI sa beth o O o o
Alle Versuche sollen vorgelesen werden.
Dies ist besonders wichtig, damit die Kinder dazu motiviert werden, das, was sie geschrieben haben so zu interpretieren, wie es dasteht (und nicht so, wie sie denken, dass es sein sollte). Im Laufe des Trainings soll mit den Kindern an ihrer Autokorrekturkompetenz gearbeitet werden und dazu gehört, dass sie später auch Wörter, die sie falsch geschrieben haben, leichter erkennen - wenn sie genau lesen.
Alle Kinder legen nun ihren Namen (unter den gleichen Bedingungen und der gleichen Aufmerksamkeit wie Kind Nummer 1).
Sie schreiben die Namen ins Heft, legen erst die Symbole darüber und markieren anschließend betont und unbetont als kleine und große Kreise (Die Steinchen können umrundet werden, so entstehen die Kreise)
Die Kinder entdecken, dass immer genau 1 großer Stein benötigt wird und lernen, dass jedes Wort eine betonte Stelle hat.
Abschließende Rhythmusübungen
Die oben erarbeiteten Betonungsmuster werden nun zusammengeführt und mit Klopfen oder Klatschen geübt. Dabei müssen betont und unbetont jeweils unterschieden werden.
Alle Namen mit dem gleichen Muster nach der Reihe sprechen – Kinder übernehmen den Rhythmus und sprechen im Chor
Kinder mit den gleichen Mustern stehen auf / bilden Gruppen …
Wortbetonung – lexikalische Begriffe
Die Betonung ist das Herzstück der Sprache und beim Spracherwerb! In der Gruppe kann die Lehrerin als Modell und als „Dirigent“ den Ton angeben und die Betonungsmuster mit den Schülern so lange üben, bis sie von allen be-herrscht werden.
Die Kinder sollen die Bedeutung betonter und unbetonter Wortteile auch in lexikalischen Begriffen wahrnehmen. Sie finden heraus, dass der Vokal Träger dieser prosodischen Informationen ist.
Die Bildkarten werden aufgelegt, die Bilder benannt. Die Kinder legen die entsprechenden Betonungsmuster mit den Steinchen. Anschließend werden die Wörter (frei oder nach Vorlage) ins Heft geschrieben und die Symbole darüber gezeichnet.

Die Kinder entdecken, dass die Steinchen immer über oder unter bestimmten Buchstaben liegen à a,e,i,o,u, … Sie werden aufgefordert, diese Stellen in den Wörtern mit roter Farbe zu markieren.
Arbeitsauftrag 📝
Bis zur nächsten Stunde sollen die Kinder selbst als Sprachforscher arbeiten und die Wörter auf dem Arbeitsblatt M0.1 Wörterliste - Sprachforscher
nach dem Rhythmus markieren.